
Ich hatte schon immer eine kleine Hassliebe zu den Serien von Philippa Gregory, die für das amerikanische Network Starz entstanden sind und das ist bei "The Spanish Princess" nicht anders. Es gab immer bestimmte Plotarcs und Charakterzeichnungen, die mich gestört haben, aber nicht so sehr, dass ich überhaupt keinen Spaß mehr an den Serien hatte. Am Ende hat mir "The White Queen", bis auf ein paar Längen im Mittelteil sogar ganz gut gefallen, selbst "The White Princess" konnte mich aufgrund der tollen Schauspielleistung von Jodie Comer überzeugen und das obwohl ich die Darstellung von Margaret Beaufort bis heute ärgerlich finde, hat diese doch nichts mit der beeindruckenden Frau von damals gemein. Ich hoffe, dass es irgendwann eine Produktion geben wird, die dieser Frau gerecht wird und zeigt, wie sie wirklich war: Eine Überlebenskünstlerin, eine politische Playerin in einer Zeit, wo Frauen nicht viel zu sagen hatten sowie eine Förderin von Bildung und Kultur. Bei "The Spanish Princess" konnte ich mit Staffel 1, bis auf eine bestimmte Entscheidung rund um Catherine of Aragon, ziemlich gut leben und fand sie unterhaltsam und vor allem mit Blick auf die Einbindung der Black Tudors gelungen, auch wenn schon da das Alter der Figuren und die Zeitlinie absolut nichts mit der Realität zu tun haben. Aber in einer Serie ist das vertretbar, immerhin müssen hier längere Zeiträume behandelt werden, da gehören große Sprünge sowie eine zeitliche Raffung der Ereignisse dazu. Staffel 2 hat dann einen guten und vielversprechenden Start hingelegt, sodass ich mich wirklich auf die kommenden Folgen freute, aber leider ließ "The Spanish Princess" qualitativ immer mehr Federn und gipfelte in einem Finale, dass tatsächlich ein Fall alternativer Geschichtsschreibung ist. Dabei wird in meinen Augen zu stark von den damaligen Ereignissen abgewichen, damit die Serie den Titel "Lebensgeschichte von Catherine of Aragon" überhaupt noch tragen darf. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Produzenten auf eine dritte Staffel gehofft hatten und dann plötzlich irgendwie die einzelnen Handlungssträngen beenden mussten oder ob das von Anfang an ihr Plan war, aber der Abschluss wirkt alles andere als rund, da viele Figurenschicksaale offen bleiben. Das Finale wirkt unvollständig und aprupt.
Was mich gestört hat möchte ich euch heute in einem umfangreichen Post darlegen. Denn ich finde es wichtig hier nicht nur Filme und Serien zu rezensieren, die mir gefallen, sondern mich kritisch mit Werken auseinanderzusetzen und nur weil mich einige Dinge stören, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass es euch genauso gehen muss. Aktuell wird nämlich im Fandom heiß über die Kritik macher Zuschauer*innen diskutiert, etwas was ich nicht verstehen kann. Solch ein Diskurs um fiktionale Werke gehört in meinen Augen dazu, zumal es möglich ist eine Serie gleichzeitig zu mögen und zu kritisieren. Nur weil ich Kritik übe, heißt es ja nicht, dass keiner mehr Spaß an der Serie haben darf. Wie gesagt auch mir hat Staffel 1 von "The Spanish Princess" gefallen, genauso wie der Anfang der zweiten Staffel, aber da ich mich schon seit Jahren mit der Tudor-Dynastie beschäftige und viele Biografien gelesen habe, stoßen mir einige Charakterzeichnungen, Plot-Twists und historische Abweichungen eben etwas mehr auf, als dies bei Zuschauer*innen ohne Vorkenntnisse, der Fall sein dürfte. Denn, und das muss ich zugeben, für einige bilden die Serie von Philippa Gregory den Einstieg in die Welt der Tudors und sowas rechne ich historischen Serien immer hoch an. Schade ist jedoch, wenn die Recherche rund um die Fakten ausbleibt und Serien/Filme oder historische Romane unser Bild über eine historische Persönlichkeit stark beeinflussen und verzerren, so wie dies bei Margaret Beaufort der Fall ist, deren Charakterisierung viele für "wahr" erachten, sodass sich Historiker*innen bis heute um eine Richtigstellung bemühen. Dies zeigt, dass Serien, Filme und Bücher in der Tat auch Schaden anrichten können und sich Showrunner*innen und Autor*innen sich dem bewusst sein sollten. Noch ein kleiner Hinweis, wenn ich von "Königinnen" rede, dann meine ich natürlich "Queen Consort", so wie das damals in England üblich war.