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Finale Staffeln sind eine Kunst für sich, die - wie wir seit "GoT" wissen - nicht jeder und jede beherrscht. Natürlich ist es unmöglich den Erwartungen aller ZuchauerInnen gerecht zu werden, aber wenn eine große Mehrheit beginnt sogenannte "fixing Fanfictions" zu schreiben, die ein Ende reparieren sollen, und ihren Frust in Rezensionen rauslässt, dann ist bei einem Serienfinale etwas falsch gelaufen. Mittlerweile kenne ich gefühlt mehr schlechte als gute Finalfolgen, "Killing Eve" reiht sich somit in eine lange Liste an Serien ein, die mit ihrer abschließenden Staffel vorhergehende Entwicklungen zerstört haben. Wie auch bei "GoT" hinterlässt das Finale bei mir so einen faden Beigeschmack, dass ich nicht weiß, ob ich mir die Serie erneut anschauen möchte.
Doch was macht für mich ein gutes Finale bzw. eine finale Staffel aus? Eigentlich nicht viel: AutorInnen sollten an Schlüsselereignisse der Serie erinnern und dadurch mit unseren Emotionen spielen, sie sollte den Charakteren ein befriedigendes Ende bieten, dass zu ihnen passt und sie sollten die losen Fäden zusammenführen, bestmöglich auf interessante Art und Weise, vilt. auch mit einer schönen Wendung. Killing Eve bietet all das nicht wirklich oder nur in Ansätzen, was Schade ist, denn Staffel Eins finde ich bis heute phänomenal. Generell krankt die finale Staffel für mich an vier Problemen, die ich nachfolgend genauer thematisieren möchte. Es gibt also eine kleine Spoilerwarnung.
Urheberrecht: BBC
1. Das vergessene 3. Staffelfinale von Killing Eve
Zwar mussten wir Fans auf die vierte und finale Staffel von "Killing Eve" aufgrund der Corona-Pandemie etwas länger warten, das dritte Staffelfinale hatte ich aber trotzdem noch gut in Erinnerung. Eve und Villanelle, die sich auf einer Brücke verabschieden, voneinander weglaufen, nur um dann gleichzeitig wieder umzudrehen. Dann folgte ein Cliffhanger. Die Frage: Finden sie nun zueinander oder nicht? Wer nun glaubt, die Produzenten würde uns eine Antwort liefern, der wird enttäuscht. Ich weiß gar nicht, ob ich das noch als "lazy Writing" bezeichnen kann, wenn ProduzentInnen und AutorInnen ein Staffelfinale und dessen großen Cliffhanger komplett vergessen bzw. ihm keinerlei Beachtung mehr schenken. Nach der ersten Folge hatte ich noch gehofft, dass die Lücken noch gefüllt werden und es eine Rückblick-Episode gibt, in der uns vor Augen geführt wird, wie die Beziehung von Eve und Villanelle scheitert, sich ihre Wege wieder trennen, nur um dann gezwungenermaßen wieder zusammenzuarbeiten. Aber Pustekuchen. Das Ende der dritten Staffel verpufft, wird nicht mehr aufgegriffen und einfach totgeschwiegen. Da komme ich mir definitiv etwas veräppelt vor.
2. Das große Mysterium von Killing Eve: Wer sind die Zwölf?
Das große Mysterium der Serie ist über vier Staffeln die Frage, was oder besser gesagt, wer die Zwölf sind. Wer kontrolliert die Killer und Killerinnen und zu welchem Zweck? In einer finalen Staffel erwarte ich Antworten und am besten welche, die mich auch noch überraschen und schockieren. Bei "Killing Eve" ist nichts davon der Fall, denn scheinbar dachte man sich, dass man locker mit "GoT" mithalten kann und den großen Gegner in zwei Minuten erledigt. Die Organisation, die unsere Figuren so viel Leid bescherte und konstant im Hintergrund die Fäden ziehte, verkommt zu einer gesichtslosen Masse. Denn es sind nicht Charaktere, die wir schon länger kennen und wo die Enthüllung, dass sie Teil der Zwölf sind, einen großen Verrat darstellen würde, sondern irgendwelche Männer, die wir noch nie gesehen haben. Wobei wir auch hier nicht mal alle Gesichter sehen. Dass Villanelle diese dann im Alleingang niederstreckt, wirft die Frage auf, wie sie die Figuren so lange tormentieren konnten. Zumal auch sonst vieles im Dunkeln bleibt und ich gefühlt nicht mehr weiß, als vor der finalen Staffel.
3. Die unnötigen, neuen Charaktere der finalen Staffel
Es ist immer schwierig neue Charaktere in einer finalen Staffel einzuführen, wenn diese dann sowieso nur acht Episoden a 40 Minuten umfasst, kann das nicht funktionieren. Ich mache es ganz kurz: Mich haben die neuen Figuren nicht interessiert. Jetzt noch eine Bindung zu neuen Figuren aufzubauen ist unnötig, mich interessiert das Schicksal der Hauptfiguren, auf denen der Fokus liegen sollte. Zumal die Einführung von Pam nur einer Sache dient, die von Anfang an vorhersehbar ist, was ihren Handlungsstrang nicht besser macht. Ärgerlich, dass so viel Zeit auf diesen Plot verschwendet wird, das betrifft auch Villanelles Versuch in den ersten zwei Episoden eine gläubige Christin zu werden, was null mit dem eigentlichen Plot zu tun hat. Ihre lächerliche Halluzination von Jesus setzt dem noch die Krone auf, so wird Zeit verplempert, die für die Auflösung des Cliffhangers der dritten Staffel genutzt hätte werden können. An fehlender Zeit lang es dahingehend nicht, sondern scheinbar fehlendes Interesse.
4. Killing Eve und das "Bury your gays"-Trope
Es ist schade, dass gerade "Killing Eve", das lange Zeit klassische Stereotype widerlegte und mit Villanelle einen der interessantesten Charaktere der letzten Jahre geschaffen hat, am Ende dann doch in die Klischee-Kiste greift und ein Trope anwendet, dass längst der Vergangenheit angehören sollte. "Killing Eve" reiht sich somit ein in eine lange Liste von Serien und Filmen, die das "Bury your Gays"-Trope anwendet und queere Figuren, sobald sie Glück gefanden haben, einen dramatischen Serientod sterben lassen. Nicht nur macht das Ende einer der Hauptfiguren in der Form keinen Sinn, weil es null zur Handlung beiträgt und lieblos umgesetzt ist, sondern es hätte bessere Möglichkeiten für das Serienfinale gegeben, die auch die komplexe Beziehung bzw. die Obsession zwischen Villanelle und Eve in den Mittelpunkt gerückt hätten. Denn neben der Frage, wer nun die Zwölf sind, ist es das Katz-und-Maus-Spiel der beiden Frauen, ihr obsessiver, kranker Tanz miteinander, der diese Serie so besonders machte und den nicht nur ich, sondern auch viele andere ZuschauerInnen genossen haben. Einerseits weil die Chemie von Sandra Oh und Jodie Comer - die in dieser Staffel kaum gemeinsam zu sehen sind - phänomenal ist, andererseits weil sie auch als eigenständige Charaktere hervorragend funktionieren. Dass sie in der finalen Staffel also kaum zusammenarbeiten und erst recht spät aufeinandertreffen, ist ärgerlich. Da hatte ich mir mehr erhofft. Generell fühlte sich das Finale anti-klimatisch an, weil es wie die komplette Staffel vor sich hindröppelte und beim gewählten Ende, dass mehr Fragen offen lässt, als Antworten zu geben, habe ich nicht geweint, sondern war einfach nur wütend und genervt.
Die beiden Hauptdarstellerinnen können dafür übrigens nichts, denn sie geben ihr Bestes, können aber das schlechte Skript auch nicht retten und müssen am Ende spielen was ihnen vorgesetzt wird. Nur leider ist das eben nicht gut. Auf ein potenzielles Spin-Off, das geplant, aber noch nicht bestellt wurde, habe ich keine Lust mehr.
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Ach ja, das Finale von Killing Eve ... traurig, oder!? Ich stimme dir in vielen Punkten zu, ein paar habe ich aber auch anders interpretiert.
AntwortenLöschenBeispielsweise das Finale der letzten Staffel. Dass sie auseinandergehen war ja Resultat von Eves Wunsch, dass das Chaos aufhört. Dass sie nicht zusammenkommen, obwohl sie sich nochmal umgeschaut haben, hat für mich schon irgendwie Sinn ergeben. Viele der Gespräche in der letzten Folge gingen (soweit ich mich erinnere) in die Richtung, dass sie in unterschiedlichen Welten leben und solange zusammen immer alles im Chaos enden wird. Hoffentlich hat mein Wunsch nach einer Erklärung nicht meine Erinnerung getrübt ;)
Ansonsten bin ich bei dir was die Langatmigkeit betrifft. Mir hat das alles am Anfang auch wesentlich zu lange gedauert. Obwohl ich Villanelle als Jesus in Drag ganz spannend fand, wäre ihre Geschichte im Grunde auch in einer Episode erzählt. Der lange Fokus auf Carolyn und das andere Mitglied von The Twelve ging mir wohl aber am meisten auf die Ketten. Dass Villanelle am Ende The Twelve allein niedergestreckt hat ist ja eine schöne Note. Realistischerweise: sie hat es ja vorher nie versucht.
Aber dadurch, dass die anderen Mitglieder gesichtslos bleiben und man soviel Zeit an Helen(?) verschwendet hat, tangiert es einen eben kaum. Und dann plötzlich Schluss.
Tatsächlich weiß ich aber auch nicht, ob es die ideale Lösung gewesen wäre, wenn Villanelle und Eve gemeinsam in den Sonnuntergang schreiten. Das wäre zu unkreativ und zu wenig mutig für eine Serie, die so stark angefangen hat. Aber mit dem Ende da bin ich definitiv auch unzufrieden. Mein perfektes Ende wäre wohl, dass Eve abgebrühter geworden wäre und Villanelle in ihr nicht mehr die Frau erkannt hätte, von der sie mal so angezogen war. Dann hätte sie vielleicht beschlossen Eve hinter Gitter zu bringen oder wäre vllt einfach abgehauen!? Irgendwas in der Art. Hättest du mein Skript gekauft? ^^
Hier gibt in meinem Blog meine Besprechung, aber das meiste von meinen Gedanken weißt du jetzt schon. https://miss-booleana.de/2022/06/17/serien-besprechung-killing-eve-season-4/
Danke dir für dein liebes Kommentar :),
Löschenich finde es ja immer spannend und toll über Serien zu diskutieren, vermisse das in den heutigen Streaming-Zeiten sehr. Deine Interpretation macht aber definitiv Sinn, ich hätte mir aber trotzdem zumindest einen kleinen Rückblick gewünscht. Zeitlich wäre der ja drinnen gewesen, einfach um das abzuhaken und da irgendwie einen Abschluss zu liefern.
Also ich hätte dein Skript auf jeden Fall gekäuft, in die Richtung hätte ich das auch erwartet bzw. mir erhofft, dass die Serie so endet. Dann wäre auch der Titel irgendwie passender gewesen "Killing Eve" in der Hinsicht, dass sie ihr altes ich abtötet, da hätte man so gar gerne den Weg gehen können, dass sie sich ganz in ihrer gewaltsamen Seite verliert und wie Villanelle wird und nicht mehr wiederzuerkennen ist. Auch das wäre möglich gewesen, dann hätten sie auch zusammen bleiben können :D. Oder wenn man schon den Tod von Villanelle haben möchte, dann bitte so, dass Eve diejenige ist, die sie umbringt, weil sie einfach sieht, dass Villanelle nicht mehr zu retten ist und sie sie nur so vom töten abhalten kann. Aber so random von einer gesichtlosen Person (ich glaube, wir hatten die Person nicht gesehen oder), war einfach nervend.
Hallo meine Liebe,
AntwortenLöschenich kenne Killing Eve noch gar nicht, muss ich mir unbedingt mal anschauen. Mich hat das Serienfinale von Game of Thrones ziemlich enttäuscht leider. Man fiebert richtig mit und wenn dann das Ende dann nicht passt, bleibt ein fahler Nachgeschmack bei Serien zurück. Ich bin schon auf das finale Ende von Stranger Things mit Staffel 5 gespannt;).
Hab ein wunderschönes Wochenende;)
Ganz liebe Grüße aus Stuttgart
Isa
www.label-love.eu
Danke schön für dein liebes Kommentar Isa,
Löschenbei GoT bin ich ganz bei dir, über das Finale werde ich auch nie hinweg kommen, ka wie man die Serie so an die Wand fahren konnte. Schade. Bei Stranger Things bin ich auch gespannt, aber nach der genialen 4. Staffel bin ich doch optimistisch, dass man hier das Niveau hält.
Also da bin ich ja wirklich froh, dass ich diese Serie nie angefangen habe. Es ist einfach immer total schade, wenn gute Serien es sich in der letzten Staffel versauen... passiert ja leider doch häufiger und macht dann doch einiges kaputt...
AntwortenLöschenDanke für dein liebes Kommentar Christine,
Löschengefühlt hat das in letzter Zeit zugenommen, geht mir nämlich gerade mit mehreren Serienfinalen so :/. Lg Nicole