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Dienstag, 21. April 2020

Meine Faszination für die Tudor-Dynastie - Teil 1: 5 Gründe für die Serie "The Tudors" und etwas Kritik!


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Seit längerem habe ich ein Faible für die Tudor-Dynastie. Geweckt wurde meine Neugierde für das Königshaus durch die Serie "Die Tudors", obwohl ich natürlich zuvor schon im Englisch Unterricht von Heinrich VIII und seinen sechs Frauen gehört habe. Dort wurde ihre Geschichte kurz und knapp abgehandelt, sie waren nur eine kleine Randnotiz in der Geschichte des Landes, sodass ich mich lediglich dunkel an die Ereignisse erinnern konnte. Die Serie hat dieses Wissen dann wieder hervorgeholt, dafür gesorgt, dass ich mich intensiver mit der Tudor-Ära auseinandersetze. Wenn eine Historienserie einen dazu bringt sich sofort hinter den Laptop zu setzen, stundenlang zu recherchieren und wissbegierig jedes noch so kleine Detail aufzusagen, dann hat sie alles richtig gemacht. Genau dazu hat mich "Die Tudors" animiert, auch weil mich die Geschichte der sechs Frauen, die auch einen Großteil der Erzählung einnehmen, bis heute fasziniert. Aufgrund der Anzahl von 4. Staffeln, erhalten Catherine of Aragon und Anne Boleyn etwas mehr Screentime, während die darauffolgenden vier Frauen leider etwas zu kurz kommen. "Die Tudors" ist zwar abgeschlossen und endet mit dem Tod von Heinrich, doch ich hätte gerne weitere Staffeln gesehen. Nicht nur, ist jede einzelne der Frauen interessant, sondern auch die Regierungszeit von Heinrichs Kindern hätte genügend Stoff für mehrere Staffeln geboten. Dass die Serie nach vier Staffeln beendet wurde, lag nicht an mangelndem Interesse seitens der Zuschauer, sondern an den hohen finanziellen Kosten.

Hierzulande wurde "The Tudors" übrigens bei ProSieben und vor ca. 1-2 Jahren auch als Event-Programmierung bei Sixx ausgestrahlt. Aktuell gibt es natürlich alle Staffeln auf DVD zu kaufen, wer MagentaTV oder den Starzplay Channel besitzt, kommt auch dort in den Genuss der Serie. Wie so oft bin ich durch Zufall auf die Serie gestoßen. Mein Vater hat mir von ihr erzählt, da wir beide eine Leidenschaft für historische Stoffe hegen und er von der Produktion angetan war. Ich selbst konnte erstmal gar nicht so viel mit dieser Zeit anfangen, habe dann eine Folge aus der 3. Staffel bei Prosieben mitangeschaut und Schwupps, war mein Interesse geweckt. Das führt dazu, dass ich die Serie dann von Anfang an geschaut und mich verliebt habe. Bis heute ist "Die Tudors" meine liebste Serie des Genres, auch wenn die Darstellung der Ereignisse nicht perfekt ist und Fakt und Fiktion miteinander vermischt werden. Auch so manches Stereotype hat sich in die Serie eingeschlichen, trotzdem spielt sie auf einem höheren Niveau als beispielsweise die Verfilmungen der Bücher Phillipa Gregorys (zu denen ich eine Hass-Liebe pflege).








5 Gründe für die Serie "The Tudors":





"Why is Henry V remembered? Because he endowed Universities? Built Alms houses for the destitute? No. He is remembered because he won the Battle of Agincourt. 3,000 English bowman against 60,000 French. The flower of French chivalry destroyed in 4 hours. That victory made him famous Thomas. It made him immortal!" - Henry VIII 




Urheberrecht: SHOWTIME



1. Grund für die Tudors: Die Serie fängt die Charakterzüge & Psyche der historischen Persönlichkeiten perfekt ein:


Wie viele andere historische Serien nimmt sich auch „Die Tudors“ kreative Freiheiten, weicht von den aktuellen Ereignissen ab und vermischt Fakt mit Fiktion. Dies lässt sich nicht nur in Bezug auf den Inhalt beobachten, sondern auch was die Optik von Figuren anbelangt. Während es hier mehrere Dinge zu kritisieren gibt, beispielsweise das Jonathan Rhys Meyers zu jung und attraktiv für Heinrich VIII ist, darüber hinaus auch die charakteristischen roten Haare fehlen, Natalie Dormer keine schwarzen, sondern blaue Augen hat und Maria Doyle Kennedy mit ihren schwarzen Haaren und dunklen Augen, das komplette Gegenteil von der blond, fast schon rothaarigen und blauäugigen Catherine of Aragon ist, hat man zumindest bei der Darstellung der Charakterzüge einen fabelhaften Job gemacht. Optisch kommen die Schauspieler*innen einem sicherlich nicht in den Sinn, wenn die Gedanken zu den historischen Persönlichkeiten wandern, aber sie machen dies mit ihrem Talent wieder gut. Jonathan Rhys Meyers liefert in meinen Augen die beste fiktionale Darstellung von Henry VIII ab und auch diejenige, die wohl dem echten Henry sehr nahekommt. Ihm gelingt es glaubhaft einzufangen, wie Henry sich in nur wenigen Minuten vom Charmeur in einen Tyrannen verwandelte, der die eigene Ehefrau, enge Freunde oder Verwandte aufs Schafott schickte. Selbst seine Kinder zweitweise tyrannisierte. Man denke nur an Mary und wie diese ihre Mutter am Ende ihres Lebens nicht einmal mehr besuchen durfte. Die Serie macht aber auch einen beeindruckenden Job, wenn es darum geht seinen Größenwahn, seinen Drang nach ständiger Bestätigung sowie seinem krankhaften Verlangen nach einem Erben aufzuzeigen. Dabei wird aber nicht außer Acht gelassen, dass er intelligent, gebildet und vor allem in jungen Jahren beliebt und in vielerlei Bereichen talentiert war. Zum echten Tyrannen wurde er erst im Verlauf seiner Regentschaft. Ich glaube, dass man den Kern von Hernys Persönlichkeit auf den Punkt trifft und immer, wenn ich "Die Tudors" schaue ist genau das eines der Dinge, die ich am meisten beeindrucken. Denn mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter, wenn ich mit ansehen muss, wie Henry seine engsten Vertraute fallen lässt und eiskalt ersetzt, sobald sie ihm nicht mehr Nutzen.

Dasselbe trifft auch Anne Boleyn (ich betone ab Staffel 2), Katherine Parr oder Catherine of Aragon zu, deren Darstellung in meinen Augen auch nah an dem bleiben, was wir über die Frauen wissen. Natalie Dormer kommt meiner Vorstellung von Anne sogar ziemlich nahe: intelligent, fortschrittlich, ambitioniert, meinungsstark und voller Charisma. Eine Frau, die alle Blicke auf sich zieht und aus der Zeit gefallen wirkt. Während die Serie in der ersten Staffel noch dafür kritisiert wurde, dass Anne auf das Stereotype der Femme Fatale reduziert wird, die den König bewusst manipulierte, ändert sich dies mit der folgenden Staffel. Ihre Figur wird facettenreicher, sie ist nicht mehr nur noch die Liebhaberin, die dem König so sehr den Kopf verdrehte, dass er mit der katholischen Kirche bricht, sondern wird als Königin, Ehefrau, Tochter Schwester und liebende Mutter gezeigt. Es gelingt den Produzenten so besser diese komplexe und beeindruckende Frau aufzuzeigen und das mit all ihren Stärken und Schwächen, denn in der Tat konnte Anne ihre Eifersucht nicht zurückhalten und wollte sich dem König nicht unterordnen, so wie dies von ihr als Ehefrau in dieser  Zeit gefordert wurde. Bei Catherine of Aragon sehen wir erstmals ihr Geschick als Regentin, ihre Hartnäckigkeit mit der sie an ihrer Ehe und den Status als Königin festhält, ihre Stärke und ihren Glauben, den sie selbst am Ende, wenn ihr so viel Unrecht zu Teil wird nicht verliert. Gleiches lässt sich auch über Kathryn Paar, der letzten Ehefrau Heinrichs sagen. Etwas zu kurz werden leider Jane Seymour, Anne of Cleves oder Kathryn Howard abgehandelt und bei allen genannten schleichen sich dann leider doch Stereotype und Klischees in die Charakterisierung ein. Alles in allem gelingt es der Serie jedoch eine unbändige Faszination für die Figuren zu wecken, die viele am Ende dazu gebracht hat, sich mit dem Schicksal der echten Persönlichkeiten auseinanderzusetzen. 






"And don't you kno that I can drag you down as quickly as I raised you? T'is lucky you have your bed already, madam, for if you did not, I would not give it to you a second time!" -Henry VIII




 2. Grund für die Tudors: Eine Geschichte, die so nur das Leben schreiben kann:


Als ich die Serie angeschaut habe, hatte ich keine wirklichen Vorkenntnisse und konnte demnach nicht zwischen Fakt und Fiktion unterscheiden. Das ist erst jetzt möglich, wo ich mich eingelesen und intensiver mit den Geschehnissen beschäftigt habe. Fakt ist: die Zeit der Tudors ist voller Intrigen, Machtkämpfe, Gewalt, Tod, Verlust und Angst, aber auch Liebe und Freude. Es wirkt wie der perfekte Blockbuster, voller Spannung, dramatischen Schicksalen, rivalisierenden Feinden und einem finalen Showdown. Viele Ereignisse, die in der Serie gezeigt werden, entspringen leider nicht der Fiktion der Showrunner, sondern stellen in der Tat historische Fakten da. Dass Heinrich sechs Mal heiratete, dürfte selbst denjeinigen bekannt sein, die sich nicht für Geschichte interessieren. Über ihr Schicksal gibt es in England sogar einen Kinderreim: "Divorced, Beheaded, Died: Divorced, Beheaded, Survived", dieser hilft dabei sich die Geschichte zu merken. Doch nicht nur Englands Königinnen waren ständigen Gefahren ausgesetzt, sondern auch Heinrichs engster Kreis, seine Bediensteten und die Adligen am Hofe. So spannend, tragisch, schockierend, aber auch glamourös das Leben nun auf uns wirken mag, in der Realität konnte jeder falsche Schritt oder Satz das eigene Todesurteil bedeuten. Neben dem Schicksal der Frauen, dürfte letzteres einer der Gründe darstellen, wieso die Tudors immer wieder als Vorlage für Serien, Filme aber auch Bücher herhalten müssen und ihre Geschichte bis heute fasziniert. Wir sehen Charaktere, die rasant aufsteigen, aber auch genauso schnell wieder fallen und wer bei Heinrich in Ungnade fällt, der bezahlt dies meist mit dem eigenen Leben. Es gibt so viele Momente, die sich mir bis heute eingebrannt haben, wie Annes letzter Versuch an Henrys Gnade zu appellieren, ihre letzten Tage im Tower und die darauffolgende Hinrichtung, die mir immer wieder die Tränen in die Augen treibt, die Art und Weise, wie Henry in Staffel 3 die Rebellion beendet (wobei ich hier nicht verstehe, warum Robert Aske so alt ist? In echt war er gerade einmal 30 Jahre alt und ihm fehlte ein Auge) oder wie er Jane Seymour darauf hinweist, dass sie sich aus seinen politischen Angelegenheit raushalten soll, wenn sie nicht wie ihre Vorgängerin enden wolle -  drei Szenen/Handlungsstränge, die sich wirklich in dieser Form ereignet haben und auf Augenzeugenberichten basieren, auch wenn wir wie im Falle von Annes und Heinrichs letzter Konfrontation nicht den genauen Wortlaut wissen. Natürlich ist nicht immer alles historisch akkurat, aber die Serie gibt das Leben am Hofe von Heinrich letzten Endes doch glaubhaft wieder. Das gefährliche Spiel der Liebe am Hofe der Tudors, zwischen heldenhaften Avancen, unschuldigen Flirts und ständigen Gefahren, die an jeder Ecke lauern und der viele zum Opfer fielen. Es war ein schmaler Grad zwischen ungefährlichen Komplimenten und fatalen Gerüchten, die das Schicksal besagter Figuren besiegelten und ihren Ruf nachhaltig zerstörten. Bis heute verbinden viele Kathryn Howards verzweifelten Appell an Henry VIII ihr Leben zu verschonen mit der Serie, dieser basiert jedoch auf einer Legende, die sich so laut Historiker*innen leider nie ereignet hat. Nachdem Kathryn verhaftet wurde, hat sie ihren Ehemann nie wiedergesehen. Es gab keine Chance für sie durch die sogenannte "Hounted Gallery" in Hampton Court Palace zu rennen, um Henry abzufangen. Jedoch muss ich gestehen, dass der Moment einen emotional mitnimmt und bei mir immer eine Gänsehaut auslöst.




"No, I loved you, I loved you and I love you still. Please after all we have been to each other, after everything we were, please. One more chance, one more. Henry! Your Majesty! Your Majesty I beseech you!" - Anne Boleyn




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3. Grund für die Tudors: Wie aus Liebe Hass wird:


Am meisten fasziniert hat mich bei "The Tudors" immer die Liebesgeschichte zwischen Henry und Anne, die im Mittelpunkt der ersten zwei Staffeln steht. Vielleicht sind diese auch deshalb meine absoluten Lieblingsstaffeln der Serien? Annes einzigartiger Aufstieg und ihr brutaler Fall werden glaubhaft dargelegt. Dabei können die Autoren gerade für die zweite Hälfte der 2. Staffel auf reichhaltiges Quellmaterial zugreifen, welches zum Glück auch ausgeschöpft wurde. So werden viele Originalaussagen von Anne in ihren letzten Tagen in die Serie integriert. Es wird jedoch auch deutlich gemacht, dass sie unschuldig ist - eine Annahme, die die Mehrheit der Historiker*innen heute teilen, da viele angebliche Affären widerlegt werden konnten, es auch keinerlei Anzeichen für Inzest mit ihrem Bruder gibt. Der mehrheitliche Konsens: Anne hat sich mit ihrer Einmischung in Politik zahlreiche einflussreiche Feinde gemacht, ihr Schicksal jedoch damit besiegelt, dass sie Henry nicht den versprochen und von ihm ersehnten Sohn schenkte. Sicherlich hat da schon erwähnte krankhafte Verlangen nach einem Erben dazu beigetragen, dass der König sie loswerden wollte. Wer aber nun die Strippen gezogen hat, ob Cromwell oder Henry das Mastermind hinter der Anklage ist, das bleibt bis heute unklar. Vieles deutet auf Cromwell, aber ist es nicht etwas naiv anzunehmen, dass der König davon überhaupt nichts gewusst hat?  Ich finde die Umsetzung in "The Tudors" in dieser Hinsicht gelungen, die Lücken an dieser Stelle auch glaubhaft gefüllt. Wie viele andere ertappe ich mich dabei, wie ich fasziniert bin davon, wie Liebe sich in Hass verwandelt. Die Geschichte von Anne und Henry stellt wohl das Paradebeispiel dar. Wie lange Henry um die Gunst von Anne buhlte, ist unklar, denn wir wissen nicht wann ihre Liebe ihren Anfang nahm und wie ihr erstes Treffen ablief. Was wir wissen: Henry versuchte sieben lange Jahre Anne zu ehelichen, hat dafür mit der katholischen Kirche gebrochen, nur um sie nach drei Ehejahren zum Tode zu verurteilen. In der Serie wird ihr erstes Treffen natürlich magisch inszeniert, als Liebe auf den ersten Blick. Das entbehrt jedoch den historischen Fakten. Anne war zuvor schon für einen längeren Zeitraum am englischen Hofe als Lady-in-Waiting für Catherine of Aragon tätig, es dauerte bis sie dem König auffiel. Trotzdem gefällt mir die Inszenierung in "Die Tudors", weil es für mich immer einer der epischsten, aber auch traurigsten Momente, mit Blick auf das Schicksal Annes, bleiben wird. Bis heute sitze ich gebannt, aber auch unglaubwürdig, vor dem Bildschirm und verfolge, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt und jedes Mal würde ich gerne das Ende ändern. Aber da ist "Die Tudors" hart und bleibt bei den Fakten.





"Lady Rochford it's not your fault your husband betrayed you. Nor is it Mary's fault or Elizabeth's fault to be born of a King. Women are much put upon in this world. It is my desire as much as i can to promote their interests. I must do it quietly but i will do it all the same" - Jane Seymour



4. Grund für die Tudors: Die Schauspieler und deren Performanz:


Ich habe weiter oben schon die Schauspieler gelobt, da einige von ihnen nicht nur talentiert sind, sondern auch die Persönlichkeiten der Figuren perfekt einfangen. Jedoch verfügt "The Tudors" generell über einen talentierten Cast. Ich könnte keinen Schauspieler*in benennen, die nicht durch Leistung besticht. Egal, wie nah oder weit weg die eigene Figur von der Wirklichkeit ist, allen gelingt es die Storyline glaubhaft umzusetzen. In der Serie treffen hochkarätige Schauspieler wie Sam Neil, Marie Doyle Kennedy, Jeremy Northam oder James Frain auf unbekannte Newcomer, die durch "Die Tudors" ihren Durchbruch erlangen, wie beispielsweise Jonathan Rhys Meyers, Natalie Dormer, Sarah Bolger, Tamzin Merchin oder auch Henry Cavill, der danach als Superman und jetzt als Geralt von Riva weltweit bekannt wurde. Ich kannte zuletzt genannten Darsteller schon etwas länger, habe seine Karriere seit "Die Tudors" verfolgt und freue mich über seinen heutigen Erfolg. Schon in der Serie macht er einen tollen Job darin, sodass ich meinen Spaß daran habe, ihn als Charles Brandon, übrigens einer der wenigen von Heinrichs engsten Vertrauten die fast durchgehend in seiner Gunst standen, zu hassen. Beim Casting lässt sich auch so manche überraschende Wahl vorfinden, denn mit Joss Stone schlüpft eine bekannte Sängerin in die Rolle von Anne of Cleves, passt dann aber überraschend gut in die Rolle. Besonders begeistert bin ich auch von Sarah Bolger, die die erlittenen Traumata von Mary I. perfekt einfängt und dadurch so manche spätere Handlung der Königin nachvollziehbarer macht.  Generell liefert "The Tudors" eine sympathischere Darstellung von Mary I. ab, als viele andere Serien und taucht wesentlich tiefer in die Psyche der Figur ein, denn uns wird vor Augen geführt welche Konsequenzen die Reduzierung auf den Status "Bastard" für Mary hat und wie schlecht sie von ihrem Vater behandelt wurde und wie oft sie auch um ihr eigenes Leben füchten musste. Bolger spielt das dann phänomenal.





"As for my brother, and those others who are unjustly condemned, I would willingly have suffered many deaths to deliver them. But, since I see it pleases the king, I will willingly accompany them in death, with this assurance: that I shall lead an endless life with them in peace." - Anne Boleyn



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5. Grund für die Tudors: Originalaussagen & Kostüme:

 

Als letzten Punkt muss ich, wie das für Serien des Genres üblich ist, natürlich die Kostüme nennen. Diese sind zwar optisch beeindruckend, lassen einen Staunen und laden zum Träumen ein, dafür sind sie natürlich nicht immer historisch akkurat. Ich denke niemanden wird es überrascht, dass keiner in dieser Zeit solch freizügige und mit den sexuellen Reizen spielende Kleider trug. Dazu ist die Kopfbedeckung der Frauen oft non-existent. Trotzdem steckt hinter den Kostümen ganz viel Arbeit, eine Arbeit für die Kostümdesignerin Joan Bergin mit drei Emmy-Trophäen belohnt wurde. Bergin ging es bei ihren Kostümen auch nicht darum die Zeit zu 100% widerzuspiegeln, sondern das Ziel war es über die Mode das Schicksal der Figuren sowie ihre Charakterentwicklung zu transportieren. Es empfiehlt sich deshalb genau hinzuschauen und auf jedes Detail zu achten. Gedreht wurde leider nicht an den Originalschauplätzen, sondern in Irland. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob für so einen langen Zeitraum auf dem Gelände des Hampton Court Palace oder dem Tower of London gedreht werden darf (beides sind ja immerhin beliebte Touristenziele), jedoch wird mit viel Geschick der Eindruck erweckt, dass wir uns in England befinden, sodass ich hierüber hinwegsehen kann. Was ich dafür jedoch immer wieder beeindruckend finde ist, wie viele überlieferte Aussagen entweder aus Briefen, Notizen in Büchern oder auch Berichten von Augenzeugen übernommen wurden, wie zum Beispiel Anne Boleyns Execution Speech. Dieser entspricht Wort für Wort den Fakten und geht auf Edward Hall zurück, genauso wie Annes Aussagen während ihrer Gefangenschaft im Tower of London, die auf William Kingston zurückgehen, der all dies an Cromwell weiterleitete in der Hoffnung, dass Anne sich selbst belastet. Ebenfalls auf Berichten von Zeitzeugen basiert eine Szene in der ersten Staffel, in der Henry im Matsch landet sowie seine oben genannte Drohung gegenüber Jane Seymour und die Bitte von Kathryn Howard schon vor ihrer Hinrichtung den Block zu Übungszwecken zu erhalten. Wichtiger Hinweis: Nein sie war dabei nicht nackt. Das sind für mich die Momente, wo die Serie besonders stark ist und für die ich "The Tudors" so liebe, denn es zeigt das neben all den fiktionalen Handlungssträngen immer wieder etwas Wahrheit versteckt ist.





Und etwas Kritik an der Serie:


Außen vorlassen möchte ich aber nicht, dass es sich am Ende auch bei "Die Tudors" um eine Serie handelt, die wie alle anderen Genrevertreter nicht immer bei der Wahrheit bleibt. Oft werden Handlungen überdramatisiert oder sogar komplett erfunden. Viele Figuren werden für die Serie kreiert und mit den zeitlichen Abläufen nimmt man es auch nicht immer ganz genau. Besonders ärgerlich ist dies dann, wenn historische Persönlichkeiten zu freierfundenen Antagonisten stilisiert werden, bei "The Tudors" übernimmt George Boleyn beispielsweise diesen Part. George hat seine Frau nie vergewaltigt oder sie schlecht behandelt, genauso wie es keine Hinweise auf eine unglückliche Ehe gibt. Ebenfalls hatte er keine intime Beziehung zu anderen Männern. Vielmehr ist charakterlich das Gegenteil der Fall: Er galt als nett, höflich und zuvorkommend, war deshalb bliebt bei den Frauen am Hofe. Ebenfalls nicht gut weg kommt seine Frau Jane Boleyn, die am Komplott gegen die Königin beteiligt wird, sogar die entscheidenden Hinweise für den Inzest liefert, um sich an ihrem Mann zu rächen. Auch dies ist Fiktion. Es gibt keinerlei Aussagen, die Jane Boleyn als Zeugin benennen, sie in irgendeiner Form belasten. Ich kann hierzu auch ein Video von Claire Ridgway empfehlen, die sich genau mit dieser Frage beschäftigt. Übrigens: Ich finde es gut, dass wir in den "The Tudors" homosexuelle Figuren haben, das allein hätte mich überhaupt nicht gestört, es geht mir hier eher um die Vergewaltigung und sein Umgang mit seiner Ehefrau, da er hier als Monster dargestellt wird. Ein Monster, welches er nicht ist, trotzdem bleibt gerade dies über George Boleyn hängen. Bis heute hält sich die Ansicht, dass er kein guter Mensch war, obwohl das überhaupt nicht zutrifft. Was in Bezug auf Repräsentation hingegen komplett fehlt sind afroamerikanische Figuren, von denen wir wissen, dass es eine große Community im damaligen London gab. Schon deshalb, weil Catherine of Aragon mit eigener Gefolgschaft angreist ist, bei "The Tudors" davon aber keine Spur.



Beim Handlungsstrang rund um Kathryn Howard wird auch oft auf Fiktion gesetzt, wie zum Beispiel die Darstellung der Affäre mit Thomas Culpepper. Wie jede historische Serie nimmt sich auch "Die Tudors" hier und da kreative Freiheiten, versucht Lücken dramatisch zu füllen, um die Serie noch spannender zu machen. Doch gerade in den letzten Jahren hat sich das Bild, welches wir über die junge Königin haben geändert. Ob sie je eine Beziehung romantischer Natur zu Culpeper hatte, ist fraglich. Es lässt sich darauf keinen Hinweis finden, auch wurde sie nicht dafür zum Tode verurteilt - in meinen Augen das wohl größte Indiz, dass die beiden keine sexuelle Beziehung hatten, lediglich mit dem Gedanken spielten und wer kann es ihr verübeln? Die Tudors geht hier mit der Liebesgeschichte, um dem ganzen noch mehr Spannung zu verleihen, obwohl die Geschichte selbst tragisch genug ist. Auch der letzte Tanz der jungen Königin ist eine mediale Erfindung. Zwar wunderschön anzuschauen, mehr aber nicht. Weitere historische Fakten, die ignoriert wurden: Henry hatte zwei Schwestern, Margaret und Mary und keine von beiden war jemals mit dem König von Portugal verheiratet und hat diesen ermordet. Heinrichs illegitimer Sohn Henry Fitzroy ist nicht als Kind, sondern als Jugendlicher gestorben und vor allem: In späteren Jahren sah Henry nicht mehr so attraktiv aus wie in der Serie. Es ist der Optik von Jonathan Rhys Meyers geschuldet, dass man sich fragt, wieso Kathryn Howard ihn überhaupt betrügt. In echt war Henry zu dieser Zeit jedoch stark übergewichtig, hatte eine eiternde Wunde am Bein und war wesentlich älter. Die Liste ließe sich noch weiterführen, ich empfehle euch hier selbst Bücher in die Hand zu nehmen, beispielsweise von Alison Weir, Suzannah Lipscomb oder Eric Ives. Ansonsten kann ich hier die gleichen Kritikpunkte wie bei vielen anderen historischen Serien wiederholen: Sehr viel Sex und Brutalität. Das muss man mögen.Trotzdem ist die Serie am Ende des Tages eine unterhaltsame Mischung aus Fakt und Fiktion mit grandioser Besetzung. Immer wieder überraschend dabei, dass vor allem die unglaubwürdigsten und verrücktesten Momente, sich oft tatsächlich ereignet haben.



*Anmerkungen zum Urheberrecht:
Die Tudors - Staffel 2 - Sony Pictures Entertainment GmbH 
The Fall of Anne Boleyn & The Six Wives of Henry VIII - Vintage, 
The Life and Death of Anne Boleyn - Wiley Blackwell 



Wer von euch hat die Serie gesehen?
Mögt ihr historische Serien / Filme / Bücher?
Was ist eure liebste historische Verfilmung?
  

3 Kommentare :

  1. Hi Niocle,

    ich liebe liebe liebe die Tudors! Ich habe auch alle Staffeln gesehen und war ebenfalls total besessen davon. Ich liebe ja historische Filme, Serien und Bücher (z. B. die Jahrhundertsaga von Ken Follet) und daher trifft auch die Serie total meinen Nerv. Jetzt muss ich aber mal eben in deinen anderen Beitrag springen, da sah ich ein Buchcover und las nur "Anne Boleyn" und wusste, dass muss ich vermutlich lesen!! :D
    Liebste Grüße!

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    1. Dankeschön für dein liebes Kommentar Vanessa,
      an historische Bücher habe ich mich, mit Ausnahme von Biografien, noch nicht wirklich rangewagt. Die einzige fiktionale Reihe die ich da bisher angefangen habe, ist "Outlander", aktuelle schaue ich da noch vermehrt Filme und Serien. Keine Ahnung wieso. Gibt ja auch tolle Romane im Handel, die viele spannende Epochen behandeln. Ein paar stehen mittlerweile aber auch im Regal, da wartet zum Beispiel noch ein Roman über Jane Grey. Ich hoffe natürlich, dass mein zweiter Beitrag zu den Tudors dir gefällt.

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  2. WOW! Dein Wissen über die Tudors ist wirklich beeindruckt. Ich hatte es nie in der Schule in englisch und habe mich nie damit befasst, also eine riesige Allgemeinlücke, ich kannte zwar den Namen Anne Boleyn, was es mit ihr auf hat und wie sie gestorben ist, das wusste ich nicht. Daher waren viele deine Erwähnungen neu für mich. Die Serie möchte ich mir auch irgendwann mal anschauen, deine Begeisterung steckt an & sie klingt auch interessant. Historische Serien habe ich bisher so gar keine gesehen, zumindest keine, die auf historischen Fakten angelegt ist.

    Hätte ich meinen Code für Sims 3 noch, hätte ich es mir warscheinlich auch nicht gekauft, aber so musste ich zuschlagen :D

    Ach ja, ich weiß auch nicht was an dem Abend los war. Falls du mal in Stimmung sein solltest, ist Fruitvale Station echt zu empfehlen. Ja, Upload war da echt eine gute Empfehlung von dir. Irgendwann will auch mal in die zweite Staffel von Altered Carbon rein schauen, aber aktuell fehlt mir da die Muse.

    Danke für die Empfehlungen, werde ich mir mal anschauen :)
    Apropos deutsche Komödien, Der Vorname will ich mir noch anschauen, eine der wenigen deutschen Komödien die mein Interesse geweckt hat.
    Finde Filmdiskussionen auch immer spannend, jeder schaut ja mit einem anderen Blick einen Film, mag daher auch gerne unsere Filmgespräche, da unsere Geschmäcker häufiger mal ausseinander gehen :D

    Liebe Grüße

    Nadine

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