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Sonntag, 20. Februar 2022

3 Bücher, 3 Rezensionen: Scythe (Band 1), Seelengeister - Im Reich der Gedanken und Anne Boleyn - Die Mutter der Königin

 

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Anmerkung: Bei Seelengeister handelt es sich um ein Rezensionsexemplar (Werbung)


 

3 Bücher, 3 Rezensionen: Scythe - Hüter des Todes (Band 1):

 

Wie viele andere Dystopien spielt auch Neal Shustermans "Scythe - Die Hüter des Todes" in einer perfekten Welt. Es gibt keine Armut, Krankheiten oder Kriege mehr, selbst den Tod hat die Menschheit besiegt. Aber auch in dieser Welt müssen Menschen sterben, um einer Überbevölkerung entgegenzuwirken und die Ressourcen der Erde zu schonen. Sie werden durch die Scythe, den Meistern des Todes, nachgelesen. Scythe gelten als moralisch überlegen und stehen über dem Gesetz, mittlerweile wuchern aber auch im Scythetum Korruption, Gier und Mordlust. Shusterman entwirft eine erschreckende dystopische Welt, die sich auf fast schon poetische Weise mit dem Tod und unseren größten moralischen Dilemmata beschäftigt. Entstanden ist ein Page-Turner, bei dem mit an vielen Stellen der Atem stockte. Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Sichtweisen, ungewöhnlich dabei, der Perspektivwechsel erfolgt sogar innerhalb eines Kapitels, sodass wir einmal aus der Sicht von Citra lesen, ein andermal dann plötzlich Rowan an der Reihe ist und ab und an dürfen auch die diversen Nebenfiguren als Erzähler fungieren. Für mich hat das gut funktioniert, weil ich jeweils sofort wusste, wessen Sichtweise gerade dargelegt und dies seitens des Autors sprachlich klar herausgearbeitet wird. Neal Shusterman verfügt über einen einzigartigen Schreibstil, der für den einen oder anderen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber wie er mit Worten spielt und dabei immer wieder gesellschaftspolitische und philosophische Fragen aufwirft, hat mich mit Freude erfüllt. 

 

 


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Urheberrecht: S. Fischer Verlage


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Urheberrecht: S. Fischer Verlage


"Scythe" ist ein Auftakt, welcher aufgrund seiner Thematik nachhallt und in Bezug auf den Plot eigene Wege geht. Sicherlich gab es ein paar Wendungen, die ich vorgesehen habe. Dies ist aber auch nicht allzu überraschend, immerhin dient der erste Band dazu, die Lesenden in die Welt einzuführen und mit den Charakteren vertraut zu machen. Dafür ist der starke Fokus auf die Ausbildung von Citra und Rowan zu Scythe ungewöhnlich für das Genre. Iher Lehre stellt den Dreh- und Angelpunkt des ersten Bandes dar, sodass wir tief in die Lehren, Regeln und einzelnen Ausbildungsabschnitte des Scythetums eintauchen und dadurch diese Institution verstehen lernen. Ein schönes Gimmick sind die Tagbucheinträge von Scythe, die jedes Kapitel abrunden, denn sie greifen Gedanken auf, die einem auch als LeserIn in den Kopf schießen und sorgen dafür, dass ich ich intensiv mit dem Gelesenen befasst habe. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, aber auch eine Trigger Warnung für das Thema Tod, das hier natürlich in Fokus steht und einen Teil des Worldbuilding bildet. Darüber hin aus gibt es aber auch Gewalt, da unterschiedliche Formen der Nachlese erläutert werden, die generell nicht einfach zu verdauen sind.


Fazit: Shusterman entwirft eine erschreckende dystopische Welt, die sich auf fast schon poetische Weise mit dem Tod und unseren größten moralischen Dilemmata beschäftigt. Entstanden ist ein Page-Turner, bei dem der Atem stockt.






3 Bücher, 3 Rezensionen: Seelengeister - Reich der Gedanken (Werbung):

 

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Mit "Seelengeister" habe ich erstmals ein Buch gelesen, dass via Self-Publishing veröffentlicht wurde und dessen Autorin ich kenne. Nadine war so nett mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen, damit ich euch von meiner Meinung berichten kann. Wie immer beeinflusst das nicht meine Meinung, auch wenn ich zugeben muss, dass ich doch etwas nervös war, weil ich die Autorin kenne. Nun kann ich aber erleichtert festhalten: Mir hat "Seelengeister" wirklich gut gefallen. Nadine hat sich die Frage gestellt, wie es denn aussähe, wenn Figuren von Fantasyromanen zur Therapie gehen und dies in eine spannende, mitreißende und bewegende Geschichte gepackt. Die Figuren im Buch werden von jeweils zwei Seelengeistern begleitet, die nur sie selbst wahrnehmen können. Diese konfrontieren die Protagonisten mit ihren Ängsten, Selbstzweifeln und negativen Gedanken, beispielsweise nie gut genug zu sein, zu scheitern oder nicht geliebt zu werden. Der andere spendet Trost und Mut. Zwei Stimmen, die unaufhörlich darum ringen, gehört zu werden und deren Absichten nicht immer gut sind. Wie im echten Leben verschwinden die Seelengeister aber nicht einfach, sondern die Figuren müssen Lernen mit ihnen zu Leben und diese auszubalancieren. Es ist ein lebenslanger Prozess. Einer, bei dem sie auch scheitern können und oft für immer verschwinden. Keiner weiß genau, wohin diejenigen gehen, die den Kampf verlieren. Um eine Ausblanacierte zu werden, besuchen sowohl Eleira als auch Neri unterschiedliche Akademien, wo ihnen die MentorInnen und LehrerInnen dabei helfen nicht nur ihre Seelengeister sondern auch ihre magischen Fähigkeiten zu kontrollieren. Denn das eine geht nicht ohne das andere. 

 

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Da Nadine in ihrem Buch viele sensible Themen (z.B. Mobbing, Suizidgedanken oder Depression), die teilweise triggernd wirken können, anspricht, schließe ich mich ihren Warnungen zu Beginn des Buches an. Mir persönlich hat es gefallen, dass sie sich mit Themen auseinandersetzt, die oft tabuisiert werden und ich fand die Darstellung durchweg gelungen. Da im Buch auch Selbstzweifel und Perfektionismus eine große Rolle spielen, habe ich mich auch selbst wiedergefunden und konnte viele Gedankengänge nachvollziehen. Durch die beiden sympathischen Hauptfiguren war ich direkt in der Geschichte und habe mit Eleira und Neri mitgefiebert und auf ein positives Ende gehofft. Der Schreibstil der angenehm kurzen Kapitel ist bildhaft, sodass ich mir die Welt, aber auch die Magie in dieser vorstellen konnte. Darüber hinaus ist das Buch flüssig zu lesen und wirft viele wichtige Fragen auf. Generell hat mir der Schreibstil von Nadine gefallen, da sie definitiv ein Talent für das Spiel mit Worten hat. Neben den Hauptfiguren sind mir auch einige der Nebenfiguren ans Herz gewachsen, vor allem Celine und Ash. Fans von Romantik dürften sich freuen, dass es auch eine queere Liebesgeschichte gibt, der auch ich mich nicht entziehen konnte. Gut finde ich, dass sie sich schön in die Geschichte einfügt und dadurch nicht störend oder ablenkend wird. Das World-Building trifft auch meinen Geschmack, ich hatte immer leichte Harry Potter Vibes aufgrund der magischen Elemente sowie der mentalen, aber auch aktiven Übungen bei den Therapiesitzungen, die die Charaktere durchlaufen mussten, um ihre Seelengeister zu kontrollieren. Diese sind ebenfalls an die echte Welt angelehnt. Nadine wird definitiv kreativ, was Kommunikationsformen, magische Wesen und die Magie selbst anbelangt. 


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Für mich entwickelte sich "Seelengeister" schnell zu einem Page-Turner, den ich kaum aus der Hand legen konnte, da von Anfang an viele Fragen gestreut wurden, bei denen ich gespannt auf die Antworten war. So wollte ich unbedingt wissen, welcher Vorfall Neri an die Akademie brachte oder wohin diejenigen gehen, die verschwinden bzw. sich auflösen. Was die Wendungen anbelangt, so wurde ich manchmal bezüglich des Schicksals einer Figur überrascht (inklusive gebrochenem Herzen meinerseits), andere Entwicklungen habe ich vorhergesehen, mir aber genau so gewünscht. Ich möchte in Bezug auf den epischen Kampf im Finale nicht zu viel Spoilern, nur so viel: Das Ende hat bei mir kein Auge trocken gelassen und die Charaktere machen eine glaubhafte Entwicklung durch. Nicht alle Antworten werden gegeben, was für die Geschichte jedoch passend ist und am Ende dazu führt, dass ich mich viel intensiver mit den Schicksalen der Figuren beschäftige. Es fühlt sich rund an und ich kann auch Nadines Intention verstehen. Letzten Endes kann ich euch das Buch nur ans Herz legen, vor allem wenn ihr ein Fan des Genres seid. 



Fazit: Die Frage, wie eine Therapie in Fantasyromanen aussähe, wird in eine mitreißende, berührende und temporeiche Geschichte gepackt, bei der nicht nur die Figuren überzeugen, sondern auch deren Entwicklung sowie das magische World-Building.






3 Bücher, 3 Rezensionen: Anne Boleyn - Die Mutter der Königin (Band 2):

 

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Urheberrecht: Ullstein Taschenbuch


Meine Faszination mit Anne ist längst kein Geheimnis mehr, meine Erwartungen an "Anne Boleyn - Die Mutter der Königin" waren dementsprechend hoch. In der Popkultur werden bei der Darstellung von Anne bis heute Stereotype, Klischees und längst überholte Mythen inkludiert. Sie wird oft als manipulative Femme Fatale dargestellt, die es nur auf die Krone abgesehen hat und dieses Ziel ohne Rücksicht auf andere von Anfang an verfolgt. Mit der Realität hat das nicht viel zu tun. Wie also schlägt sich nun Weirs Anne? Gar nicht mal so schlecht, auch wenn ich mit einer Sache nicht konform gehe. Weir gelingt zu großen Teilen eine ausgewogene Darstellung: Anne ist keine Heilige, aber auch keine Dämonin, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Ein Mensch mit Fehlern. Dabei orientiert sich die Autorin an dem, was über Anne bekannt ist und zeichnet das Bild einer wissbegierigen, intelligenten, charismatischen, temperamentvollen und ehrgeizigen Frau, die einerseits gegenüber ihren Unterstützern und den Armen großzügig sein konnte, andererseits in Bezug auf ihre Feinde skrupellos (z.B. gegenüber Mary Tudor) sein konnte, regelrecht in Schimpf-Tiraden fiel und rachsüchtig war.  

Weir's Anne Boleyn ist nicht in Heinrich VIII. verliebt, etwas, was sich auch nicht ändert, nachdem sie seine Frau wird. Da Annes Gefühle gegenüber Heinrich unbekannt und ihre Antworten auf seine Liebesbriefe verloren gegangen sind, ist es legitim mit dieser Theorie zu gehen. Womit ich aber bei Annes Charakterisierung nicht übereinstimme, dass sie auch Elizabeth, ihre Tochter, nie geliebt hat. Hier sind sich alle HistorikerInnen einig: Anne hatte ein inniges Verhältnis zu Elizabeth. Sie hat sie verwöhnt, sich ungewöhnlich intensiv bei der Organisation ihres Haushaltes eingebracht und bei ihren Besuchen mit Liebe überschüttet. Auch ihre letzten Worte auf dem Schafott dienten einzig und allein dazu Elizabeth zu beschützen. Das sind nicht die Taten einer Frau, die ihre Tochter nicht liebte. Deutlich wird das auch, wenn Weir sich im Buch in Widersprüche verstrickt, wenn herausgearbeitet wird, dass Anne keine Liebe für Elizabeth empfinden kann, in der nächsten Szene ihre überlieferten Taten aber das genaue Gegenteil verdeutlichen. Schön finde ich, dass diesmal die Beziehung von Anne und ihrer Mutter eine zentrale Rolle einnimmt, denn dies wird immer vergessen, obwohl wir wissen, dass diese sowohl während Heinrichs Liebeswerben eine wichtige Rolle spielte und Anne sich auch im Tower Sorgen um ihre Mutter machte.

Während ich mit Annes Darstellung - bis auf den zuletzt genannten Punkt leben kann - kommt vor allem George Boleyn nicht gut weg. Weir hat hier einfach die Handlung von Showtime's "The Tudors" übernommen und zeichnet Annes Bruder als Vergewaltiger, der seine Ehefrau Jane Boleyn aus tiefstem Herzen verabscheut, sich zu Männern hingezogen fühlt (dafür gibt es keinerlei Belege, George galt als Frauenheld) und versucht nicht nur Bischof Fischer, sondern auch Katharina von Aragon zu vergiften. Alles komplette Fiktion und längst widerlegt. Jane und George hatten eine glückliche Ehe, man geht mittlerweile von einer Liebesheirat aus. Dies deuten die erhaltenen Dokumente als auch Janes Verhalten an. Die echte Jane Boleyn hat sich nämlich für George und Anne eingesetzt, als diese im Tower inhaftiert waren, sogar bei Heinrich vorgesprochen und sie hat nach Georges Hinrichtung nie wieder geheiratet, ihren Namen nicht geändert und ihr ganzes Leben lang Schwarz, die Farbe der Trauer getragen. Katherine of Aragon ist hingegen an Krebs gestorben, was wir heute aufgrund des medizinischen Fortschritts wissen. Wer hinter dem Giftanschlag auf Fischer steckt, ist nicht bekannt. Generell baut Weir mehrere Vergewaltigungen in die Handlung ein, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann, denn für jede davon gibt es keine Belege bzw. überhaupt keine Hinweise. Ich finde das immer problematisch, immerhin handelt es sich bei den Protagonisten, um Menschen die tatsächlich gelebt haben und da hat man eine Verantwortung. 


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Urheberrecht: Ullstein Taschenbuch


Was die Handlung selbst anbelangt, umfasst auch Band 2 die komplette Lebensgeschichte von Anne Boleyn, sodass sich der Anfang um Annes Zeit an den Höfen von Burgund und Frankreich dreht. Anne diente sowohl Margaret of Austria als auch der französischen Königin Claude. Nicht viel ist bekannt über Annes junge Jahre, außer dass sie Margaret, aber auch Claude nachhaltig beeindruckte. Weir hat hier den Vorteil auf Fiktion zurückgreifen zu können und ich bin froh, dass sie dabei eine glaubhafte Darstellung von Annes jungen Jahren wählt. Es gibt keine Skandale, kein Fehlverhalten von Anne. Vielmehr gelingt es der Historikerin aufzuzeigen, wie sehr diese Zeit Anne prägte und ihr späteres Verhalten als Königin beeinflusste, wo sie zum einen die Reformation vorantrieb, zum anderen aber auch als Patronin vieler Künstler diente. Beide Höfe galten als Zentrum von Kultur und Wissen und zogen deshalb viele Gelehrte, Künstler und Schriftsteller an. In Mechelen kam Anne mit hohe Wahrscheinlichkeit mit den Schriften von Christine de Pizan in Kontakt, die die Stellung der Frau und die damalige misogyne Rollenverteilung hinterfragte. Weir macht aus Anne eine frühe Feministin, die sich schnell in der Ansicht, dass Frauen Männern gleichgestellt sein sollten, wiederfindet. Ob Anne als Feministin bezeichnet werden kann, wird aktuell diskutiert, dabei muss natürlich beachtet werden, dass das Konzept im 16. Jahrhundert noch nicht existierte, jedoch gab es Frauen wie Pizan die die Geschlechterordnung hinterfragten und vor allem Anne war umgeben von angesehenen Frauen, die Macht ausübten und aktiv einforderten. Definitiv hat Anne sich später auf Augenhöhe mit Heinrich gesehen und die Rolle der Frau ausgedehnt, denn sie hat ihre Meinung vertreten und war politisch involviert. 

 

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Urheberrecht: Ullstein Taschenbuch

 

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Urheberrecht: Ullstein Taschenbuch

 

Weiterhin hat mir gut gefallen, dass das erste Treffen von Anne und Heinrich beiläufig geschieht, sie zwar kurz miteinander tanzen, es aber keine Liebe auf den ersten Blick ist. Anne war in der Tat schon länger am englischen Hof, bevor Heinrich sie bemerkte und seine Obsession entwickelte. Hier geht Weir mit den neueren Erkenntnissen. Sie weicht ab vom längst überholten Stereotype, dass Anne Heinrich bewusst manipulierte, indem sie nicht auf seine Avancen eingeht. Es ist Heinrich, der Anne auflauert, sie belästigt, mit Briefen bombardiert, wenn sie nach Hever flieht und nicht lockerlässt und Anne Boleyn am Ende keine andere Wahl gibt, als zuzustimmen seine Ehefrau zu werden. Annes Beweggründe und Motive für ihr Handeln werden im Buch durchweg nachvollziehbar dargelegt. Die Ungewissheit während des "Great Matters", wo Anne konstant von der Angst geplagt wird, dass Heinrich sie doch noch fallen lässt und sie ihre besten Jahre verschwendet hat, ohne Chance auf eine vielversprechende Heirat. Die Ungeduld, die sie mit Katherina und deren Tochter entwickelte, die Heinrich immer wieder die Stirn boten, was natürlich nicht ihr Verhalten ihnen gegenüber entschuldigt. Der Hass, der ihr von der katholischen Fraktion, aber auch innerhalb der Bevölkerung entgegenschlägt und sie in Angst versetzt. 

Aber auch die Art und Weise wie Anne das Spiel der höfischen Liebe, dass sie zuvor perfekt beherrschte zum Verhängnis wurde, und wie Annes eigene Taten und unüberlegten Aussagen zu ihrem Fall beitrugen und verdreht wurden, um gegen sie verwendet werden zu können. Im letzten Drittel nimmt das Buch, das durchweg spannend ist, an Fahrt auf, wenn wir wie Anne merken, dass am Hofe etwas in Gange ist, weshalb auch Anne von düstern Vorahnungen geplagt wird. Bis zu ihrem Prozess weiß Anne nicht, was ihr vorgeworfen wird, sodass sie immer wieder Momente Revue passieren lässt, oft von ihrer Panik eingeholt wird, die dann von Hoffnung abgelöst wird. Einer Hoffnung, dass Heinrich ihr nur eine Lektion erteilen wolle und alles wieder gut werden würde. Denn anders als wir konnte Anne nicht ahnen, dass es ihr Ehemann sein wird, der sie zum Tode verurteilt. Vor allem das Ende des Buches hat es in sich und aufgrund seiner Brutalität ist es unmöglich keine Tränen in den Augen zu haben oder mit Anne zu fühlen. Niemand hat ein solches Schicksal verdient.  

Triggerwarnungen gibt es auch für dieses Buch: Gewalt, Tod, Kindesverlust, Vergewaltigung.



Fazit: Anne Boleyn, bis heute ein polarisierende Persönlichkeit, erhält durch Weir eine in großen Teilen gelungene Charakterisierung, die sie menschlich greifbarer und ihre Handlungen nachvollziehbarer machen. Während mit einigen Mythen aufgeräumt wird, werden andere leider reproduziert. Trotzdem: Der Roman über das Leben von Heinrichs zweiter Ehefrau erschüttert seine LeserInnen bis ins Mark, lässt sie an Annes prägenden jungen Jahren, ihrer turbolenten Zeit als Queen Consort sowie ihrem dramatischen Fall teilhaben. Am Ende bleibt kein Auge trocken.


 
 
Habt ihr eines der Bücher gelesen?
Konnte ich euch neugierig machen?
Was lest ihr aktuell?
 
 


6 Kommentare :

  1. Vielen vielen lieben Dank für deine wundervolle Rezi, die ausführliche Meinung von dir und das tolle Kompliment bzw. die tollen Komplimente, das macht mich echt total glücklich, weil ich vor deiner Meinung auch total nervös war, weil man es eben nicht weiß, ob es jemanden gefallen wird oder nicht :D Es freut mich, dass du Seelengeister so sehr mochtest! <3

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    1. Danke dir für das tolle Rezensionsexemplar, hatte viel Spaß beim Lesen :). Haha ja manchmal kann ich schon ne harte Kritikerin sein, aber auch nur wenn Kritik angebracht ist und die formuliere ich ja immer sachlich ;).

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  2. Oh, ich muss es wirklich schaffen mehr zu lesen!! Wobei ich zur Zeit mehr auf nicht-Fiktion stehe. Das letzte Buch das ich fertig gelesen hab ist "My Body" von Emily Ratajkowski. Super interessant!

    Ganz liebe Grüße,
    Krissi von the marquise diamond
    https://www.themarquisediamond.de/

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    1. Dankeschön für dein liebes Kommentar Krissi,
      von dem Buch habe ich aber auch schon gehört, dass soll ja richtig gut sein. Das reizt mich tatsächlich auch das zu lesen.

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  3. Ich kenne beide Bücher nicht, aber gerade Seelengeister klingt wirklich interessant! Scheint mal eine etwas andere Fantasy Geschichte zu sein. :)

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    1. Absolut, kann dir das Buch nur empfehlen Christine, vor allem wenn du nichts gegen eine etwas ruhigere Fantasy-Geschichte hast :).

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Ich freue mich wirklich über jedes einzelne Kommentar von euch und versuche auch immer auf euren Blogs zu antworten. Dankeschön <3

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