Gemeinsam mit Conny habe ich in den letzten Wochen einen Buddy-Read zu "Erebos" veranstaltet, sprich wir haben das Buch parallel gelesen und jede Woche eine Kapitelanzahl vereinbart und uns dann über das Gelesene ausgetauscht. Quasi wie ein Buchclub nur kleiner. Der Jugend-Thriller "Erebos" von Ursula Poznanski stand schon länger auf meiner Leseliste und als ich es kürzlich beim Bücherei Flohmarkt günstig gebraucht gefunden habe, konnte ich nicht widerstehen und musste den ersten Teil mitnehmen. Dem Buch selbst sieht man die Gebrauchsspuren an, was ich nicht schlimm finde, denn in diesem Fall zeigt es ja, dass es ein beliebtes Ausleihmedium war, das sicherlich durch viele jüngere, aber auch ältere Hände, gewandet ist und hoffentlich seinem Publikum einige schöne Stunden beschert hat. Zumindest war dies bei mir der Fall, denn es ist lange her, dass ich ein Buch so schnell beendet habe. Zum einen lag das daran, dass der Buddy-Read mich gepusht hat, auch weil ich ein bestimmtes Wochenziel vor Augen hatte, zum anderen hat mir aber auch das Buch gut gefallen. Ich musste mich also nicht durch das Werk quälen, sondern war positiv überrascht. Natürlich möchte ich euch eine ausführliche Rezension nicht vorenthalten und freue mich, dass es damit auch wieder etwas buchigen Content auf meinem Blog gibt. Die Kategorie wurde in den letzten Monaten vernachlässigt, weil ich ehrlich gesagt am Anfang des Jahres kaum zum Lesen gekommen bin. Fachbücher für mein Studium, vor allem über das spanische Parteiensystem, die linkspopulistische Partei Podemos oder die Anti-Austeritäts-Bewegung 15-M, habe ich in Massen konsumiert, aber privat konnte ich mich dann nicht dazu aufraffen ein Buch in die Hand zu nehmen. Jetzt im Herbst/Winter wird es wieder regelmäßige Buchposts geben, denn ich möchte noch einen Beitrag über die "Percy Jackson"-Reihe tippen, sobald ich mit dem finalen Band durch bin und kürzlich habe ich mir zudem "One of is next" gegönnt und bin schon voller Vorfreude auf das Buch. Heute soll es aber um "Erebos" gehen, zu dem erst kürzlich, viele Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes eine Fortsetzung veröffentlicht wurde. Die werde ich mir in Zukunft definitiv auch vornehmen. Aktuell befindet sie sich aber noch nicht in meinem Bücherregal und ich selbst möchte mich nun auch erst einmal ein paar Bücher von meinem SuB zuwenden, bevor ich mir die Fortsetzung kaufe. Conny auf der anderen Seite wird gleich weiterlesen und ihre Meinung sicherlich auf ihrem Instagram Profil mitteilen. Wer neugierig ist, sollte also bei ihr auf Folgen klicken.
Allgemeine Infos zu "Erebos" // Werbung:
Handlung von "Erebos":
Meine Meinung zu "Erebos":
Ein rasanter Page-Turner, der in eine fantastische Welt entführt und deutlich macht, wieso Jugendliche Computerspielen so schnell verfallen:
"Erebos" entführt die Leser*innen in zwei Welten: Zum einen verfolgen wir den Alltag von Nick, zum anderen ergründen wir durch seinen Avatar die Welt eines Computerspieles. Diesen Aspekt des Buches fand ich unfassbar interessant, weil ich Geschichten in einer Geschichten immer fesselnd finde. Gefühl ist Ursula Poznanski bei der Gestaltung von "Erebos" ihrer Zeit voraus, immerhin wurde das Buch schon 2011 veröffentlicht, aber Spiele wie Erebos erfreuen sich gerade in jüngster Zeit großer Beliebtheit. In Erebos muss jeder Krieger seinen eigenen Avatar erstellen, diesen mit Eigenschaften ausstatten und dann im Kampf bestehen. Dabei ist es möglich, mit anderen Mitspielern, aber auch mit den Figuren des Spiels zu interagieren. Ziemlich schnell wird dabei deutlich, dass Erebos kein gewöhnliches Spiel ist, sondern perfekt auf den jeweiligen Spieler abgestimmt. Ich war zwar zunächst etwas irritiert, dass Nick so rasch dem Spiel verfallen ist und regelrecht süchtig danach wird, aber wenn ich mich zurück in mein jugendliches Ich versetze, dann ist das gar nicht abwegig. Alle die an Nicks Schule Erebos spielen gehören zu den Coolen, den Insidern, die Teil eines elitären Zirkels sind und dem möchte natürlich jeder angehören, denn diese Welt bleibt denjenigen die nicht oder nicht mehr spielen verschlossen. Als Außenstehender bemerkt man schnell, dass so zwei Lager entstehen, die dazu beitragen, dass die Stimmung immer angespannter wird. Dass das Spiel so das Interesse aller Schüler auf sich zieht, ist dann keine allzu große Überraschung. Denn aus diesem Grund möchte jeder wissen, was es mit den mysteriösen CDs und dem angeblichen Computerspiel auf sich hat. Wieso sich alle so komisch verhalten und kaum Worte verlieren. Poznanski greift damit natürlich schon früh ein wichtiges und bis heute aktuelles Thema auf: Spielsucht, etwas wovon viele Jugendliche betroffen sind. Der Autorin gelingt es aufzuzeigen, wie schnell junge Menschen in ein Spiel gezogen werden können, wie dieses fortan ihr komplettes Leben bestimmt und dafür sorgt, dass sie sich von der realen Welt abschotten. Nicks Gedanken kreisen bald nur noch um Erebos, der Wunsch weitere Level zu erringen oder seiner Spielfigur neue Ausrüstung zu besorgen, bestimmen sein Handeln. Dafür ist er bereit scheinbar alles zu tun. Wie stark die Bindung zu Erebos ist wird vor allem in späteren Teilen deutlich, aber hier möchte ich noch nicht spoilern. Selbst als Leser*in konnte ich mir anhand der detaillierten Beschreibungen, die Welt von Erebos gut vorstellen und die Parallelen zu aktuellen Trendspielen sind evident. Und ganz ehrlich: Bis zu den ersten Aufgaben, die die Spieler in der echten Welt erfüllen müssen, die mich heute sofort in Alarmbereitschaft versetzten, denn sie machen deutlich, dass die Spieler manipuliert werden, hätte ich Erebos selbst gerne gespielt.
Da es den Spielern untersagt ist die eigene Spielidentität mit anderen zu teilen, ist es als Leser*in möglich munter zu raten, wer sich hinter den Avatarnamen verbirgt. Bei manchen Figuren lag ich dabei richtig, andere sind schwerer zu erraten, sodass ich ihnen nicht auf die Schliche gekommen bin. Für mich hält das aber die Spannung von "Erebos" aufrecht und ist ein weiterer Grund, wieso das Buch mich begeistern konnte. Ich fand es dabei übrigens nicht schwierig mir die ganzen Namen zu behalten, was aber sicherlich auch daran liegt, dass ich das Buch in drei Wochen gelesen habe. Ich denke, dass das schon etwas kompliziert ist, wenn man nicht regelmäßig zum Lesen kommt, sondern "Erebos" ab und an in die Hänge nimmt. Abseits dessen habe ich natürlich versucht das große Ganze in den Blick zu bekommen. Wer steckt hinter Erebos? Welches Ziel verfolgen die Macher des Spiels? Dabei wird schnell deutlich, dass Erebos gefährlich ist. Daraus macht schon der Klappentext des Buches keinen Hehl. Die Spieler erhalten Aufgaben, die sie im echten Leben zu lösen haben, im Gegenzug erhalten sie eine virtuelle Belohnung und steigen in der Ranghierarchie auf. Als weiterer Anreiz fungiert der sogenannte "Innere Kreis" in den nur die besten Spieler eingeladen werden. Während für mich als Leserin die Gefahr des Spieles recht schnell deutlich wird, musste ich über die Naivität von Nick doch stellenweise schmunzeln. Vielleicht bin ich für diesen Part zu alt für Erebos, aber das Spiel schafft es ihn relativ leicht zu verführen und Nick hadert nicht unbedingt, ob er die Aufgaben erfüllen soll - zumindest zunächst nicht. Da hätte ich mir vielleicht doch etwas mehr inneren Zwiespalt gewünscht. Zu oft befolgt er einfach die Anweisungen, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen sein Handeln haben könnte bzw. kommen solche Gedanken zwar öfter mal in sein Bewusstsein, werden aber auch flott wieder verdrängt und kurz abgehandelt. Da ist es schön, dass mit der Figur von Emily zumindest ein Kontrast etabliert wird, weshalb ich es schade finde, dass wir alles aus der Sicht von Nick erleben, der für mich über weite Strecken nicht unbedingt ein Sympathieträger ist. Die Art und Weise wie er seine Freunde behandelt, was er über seine Klassenkameraden denkt und wie herablassend er gegenüber anderen ist, bleibt bei mir negativ hängen. Genauso was er Eric antut, was leider für Nick keine Konsequenzen hat. Jedoch macht er zumindest zum Ende hin wieder ein bisschen was gut, und zwar ab dem Moment, wo er die Gefahr von Erebos registriert. Den Auslöser dafür fand ich nicht überraschend, sowas in der Art hatte ich erwartet, ist aber nicht schlimm. Auf der anderen Seite ist es aber auch irgendwie amüsant, wie Nick sich zunächst über andere lustig macht, nur um in nächsten Moment genau das Gleiche zu tun und zu denken. Natürlich entspinnt sich zwischen den beiden zentralen Figuren dann noch eine Romanze, die für Jugendbücher obligatorisch ist. Ich bin ehrlich: Ich hätte sie nicht gebraucht, finde sie aber auch nicht störend.
Gefallen hat mir auch die Auflösung, denn die hatte doch ein paar Überraschungsmomente zu bieten und immer wieder dachte ich mir dabei: "Da hättest du selbst drauf kommenkönnen". Denn im Buch befinden sich genügend Anspielungen auf den großen Showdown, die einem tatsächlich durch die Lappen gehen und wo zumindest ich keine Verbindung hergestellt habe. Andere Dinge, waren hingegen etwas klarer, denn das Erebos nicht dem reinen Vergnügen der Spieler dient, sondern diese sich mit hoher Wahrscheinlich an einer Straftat beteiligten, wird recht schnell deutlich. Die Frage, die dann im Raum steht, ist jedoch: Welche Straftat? Ich fand das Ende alles in allem eine runde Sache und sogar ziemlich emotional. Ich hätte nicht erwartet, dass mir doch die Tränen kommen würden, sodass ich hier vollkommen zufrieden bin. Alles in allem hat "Erebos" vieles was für das Buch spricht, denn aufgrund der Fragen die aufgeworfen werden, das muntere Rätsel raten wer sich hinter den Avataren verbirgt und auch das Verlangen als Leser*in zu erfahren, was passiert wenn man in der Hierarchie aufsteigt, ist es schwer das Werk aus der Hand zu legen. "Erebos" ist ein Page-Turner, der ein wichtiges Thema anschaulich behandelt und in einen gelungenen Thriller verwandelt, bei dem Realität und Fiktion immer mehr ineinander übergehen. Ab und an hatte ich zwar so meine Probleme mit der Hauptfigur, aber das ist eher meckern auf hohem Niveau. Am Ende schafft es Erebos trotzdem, dass ich mich gefragt habe, ob ich als Jugendliche wohl auch dem Spiel verfallen wäre und ebenso einfach wie Nick und seine Mitspieler all die Aufgaben erfüllt hätte. Als Leser*in, die um die Gefahr des Spieles weiß, ist es natürlich einfach dies zu verneinen, aber ohne dieses Wissen, ist es tatsächlich schwierig zu sagen.
Fazit:
Das Thema Computer- und Spielsucht wird hier in einem rasanten Thriller gepackt, der in meinen Augen überaus gelungen ist. Die Auflösung ist eine runde Sache, die Spielwelt wird detailreich beschrieben und die Grundthematik nachvollziehbar aufbereitet. Etwas Abzug gibt es für die Hauptfigur, mit der ich persönlich so meine Probleme hatte.
Hi Nicole,
AntwortenLöschenmich hast du definitiv neugierig gemacht, denn ich finde, das hört sich total spannend an! Ich habe in meiner Jugend auch richtig viel gezockt und gerade was Open-Word-Spiele mit dem Aufleveln angeht, war ich auch echt angefixt, weil es immer weiter geht und weiter geht. Bei mir hat das dann einfach im Alter nachgelassen, aber den Reiz kann ich schon nachvollziehen und daher ist das Buch defintiv auf meiner Leseliste!
Liebste Grüße und schönen Sonntag!
Dankeschön für dein liebes Kommentar Vanessa,
Löschenich liebe Open World Spiele noch heute, weil man halt auch die Welt erkunden kann und das Spiele sind, die man nicht in 2-3 Stunden durchgezockt hat, sondern mit denen man viel Zeit verbringen kann. Finde ich immer schön, vor allem wenn ich sehe wie teuer manche Videospiele sind. Geht mir aber ähnlich: In der Jugend habe ich schon öfter mal gezockt, heute habe ich da nicht ganz so viel Zeit für, da klappt das nur ab und an mal ein Stündchen.