Vom
23. bis 26. Mai 2019 darf wieder gewählt werden, diesmal die
Zusammensetzung des europäischen Parlaments. Obwohl die Europäische Union nicht nur ein Garant für Frieden ist, sondern auch unseren Alltag durch Gesetze und Richtlinien, aber auch finanzielle Zuschüsse, beeinflusst, ist die Wahlbeteiligung im
Sinkflug. 2014 beteiligten sich in Deutschland gerade einmal ca.
48 % an der Wahl, werden alle Länder der EU in den Blick genommen, ergibt sich ein änhlicher Wert:
42,61 %. Damit nimmt
nicht einmal die Hälfte der EU-Bürger ihr Privileg zu Wählen in Anspruch, etwas was ich Schade finde. Nur wer wählt, kann über die Politik von morgen, letztlich die eigene Zukunft mitentscheiden. Doch die Wahl 2019 ist richtungsweisend:
Wir Bürger haben es in der Hand, wie sich die EU entwickeln könnte. Geben wir Parteien unsere Stimme, die sich für mehr Europa einsetzten oder denjenigen, die das Konzept ablehnen? Nicht nur deshalb, sollten wir alle Gebrauch von unserer Stimme machen, es gibt natürlich noch eine Reihe weiterer Gründe, die dafür sprechen, auf die ich in meiner heutigen Kolumne eingehen möchte. Die Ausrede, dass man keine Zeit oder Lust hatte zum Wahllokal zu fahren, zieht übrigens auch bei der Europawahl nicht, denn auch hier könnt ihr
bequem per Briefwahl wählen. Jeder von uns sollte
5 bis 10 Minuten übrig haben, um die eigene Stimme zu nutzen. Auch für die Europawahl gibt es ab dem
3. Mai wieder den
Wahl-o-Mat, sodass ihr nicht einmal die Programme der einzelnen Parteien wälzen müsst, um euch einen Überblick über wichtige Positionen zu verschaffen. Auch dieser kostet euch gerade einmal 15 bis 20 Minuten, je nachdem wie intensiv ihr euch die einzelnen Erklärungen und Positionen anschaut. Persönlich weiß ich schon, welche Partei ich wählen werde, aber das behalte ich natürlich für mich. Jeder sollte sich hier selbst ein Bild von den Parteien und deren Spitzenkandidaten machen, den Wahlkampf verfolgen und auf Grundlage der Positionen seine Entscheidung treffen.
Wieso ihr eure Stimme bei der Europawahl 2019 nutzen solltet, verrate ich euch in meiner heutigen
Kolumne.
#1: Es gibt (noch) keine Sperrklausel bei der Europawahl 2019:
Anders als im deutschen Bundestag, wo es eine Sperrklausel von 5 % gibt, gibt es für das Europaparlament keine Hürde um ins Parlament gewählt zu werden. Kurz und knapp: Jede Stimme zählt und macht einen Unterschied. Leider wird schon an einer Sperrklause für die EU gearbeitet, die hierzulande vor allem von den großen Volksparteien unterstützt wird, die kleineren Parteien ab 2024 den Einzug ins EU-Parlament erschweren würde. Aktuell könnt ihr aber bei der Europawahl kleineren Parteien eure Stimme geben. Die Auswahl ist dementsprechend natürlich etwas größer, aber ihr könnt so Nischenparteien ins Parlament wählen, die ein Anliegen repräsentieren, dass für euch Priorität hat und in euren Augen aktuell auf EU-Ebene zu kurz kommt. In der letzten Zeit habe ich oft mit Freunden über die anstehende Europawahl gesprochen und auch hier das Argument gehört, dass sie nicht wissen, wen sie wählen sollen. Der Fokus aller lag dabei auf Parteien, die sie auch bei der Bundestagswahl wählen würden, jedoch sind in meinen Augen EU- und Bundesebene unterschiedlich, schon allein weil Parteien abseits der großen Volksparteien ins Parlament einziehen können (somit eure Stimmen nicht unter den Tisch fallen), aber auch weil dort andere Themen im Fokus stehen. Es geht viel um Digitalisierung und technische Innovationen, Steuern, Migration, Verbraucherschutz, Menschenrechte, aber auch Sicherheit und Klimaschutz - Themen, die in meinen Augen nur gemeinsam zu lösen sind und deshalb der Zusammenarbeit aller Staaten bedarf.
#2: Ihr entscheidet, in welche Richtung Europa sich entwickelt:
Eine Aussage die immer im Zusammenhang mit den Institutionen der Europäischen Union fällt, ist, dass diese undemokratisch sei. Ihr seid auch dieser Auffassung? Dann nutzt eure Stimme, um Parteien ins Parlament zu wählen, die sich für mehr Demokratie einsetzen. Nur über diesen Weg könnt ihr die Richtung bestimmen, die die Europäische Union in Zukunft einschlägt. Vielleicht wünscht ihr euch aber auch eine Verjüngung des EU-Parlaments, so wie es mir aktuell geht? Als junger Mensch fehlen mir gerade Abgeordnete, die meine Anliegen vertreten und sich für Dinge einsetzten, die mir am Herzen liegen. Ich werde meine Stimme somit nutzen, um Abgeordnete zu wählen, mit denen ich mich identifizieren kann, die sich mit den Themen beschäftigen, die mich Tag für Tag begleiten und bei denen ich mir eine Veränderung wünsche. Auch das Europaparlament sollte die gesamte Bevölkerung repräsentieren, jung und alt. Möchtet auch hier eine bunte Mischung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Ethnie, dann geht wählen. Doch ihr entscheidet auch darüber, ob die Europäische Union in Zukunft mehr oder weniger Kompetenzen erhält. Reformen sind auch auf europäischer Ebene unausweichlich und während einige sich dafür einsetzten, dass die Europäische Union gestärkt wird, versuchen andere die Kompetenzen der Nationalstaaten zu stärken.
#3: Das Parlament ist die Stimme der europäischen Bürger:
Auch wenn es in der Vergangenheit nicht für jeden so wirkte, aber das EU-Parlament ist die Vertretung der Bürger und das Organ, welches an der Gesetzgebung beteiligt ist. Es nimmt somit Einfluss auf unser aller Alltag und das zeigt sich nicht nur in wegfallenden Roaming-Gebühren, der Möglichkeit das wir innerhalb der europäischen Union überall arbeiten und studieren oder im Urlaub fast überall bequem mit dem Euro zahlen können, sondern das EU-Parlament ist an allen Gesetzen beteiligt. Ich weiß, dass aktuell viele junge Menschen unzufrieden mit der Arbeit des Parlaments sind, aber gerade dies sollte jeden einzelnen dazu bewegen seine Stimme sinnvoll zu nutzen und sie einer Partei zu schenken, die die eigenen Positionen und Werte vertritt. Verschwendet eure Stimme nicht, indem ihr gar nicht erst wählen geht oder auf das Mittel der Protestwahl zurückgreift. Damit ist niemandem geholfen und ihr verhindert so, dass sich tatsächlich etwas verändert. Nehmt eure Stimme ernst, informiert euch, erstellt euch vielleicht eine Rangliste bestehend aus Themen die für euch wichtig sind und schaut dann, welche Parteien euren Meinung am Nähsten kommen. Bedenkt dabei aber immer, dass es die perfekte Partei nicht geben wird und das ein utopischer Wunsch ist. Aber: Es gibt Parteien, bei denen ihr sicherlich mehrere Themen wiederfindet, die euch am Herzen liegen und die eure Positionen vertreten. Jetzt ist die Zeit Einfluss auf die nächsten 5 Jahre zu nehmen und Themen auf die Agenda zu bringen, die ihr als wichtig erachtet.
#4: Europa steht für Frieden:
Wenn ich an die Europäische Union denke, dann denke ich an Frieden. Wir verdanken es der EU, dass wir in einer Zeit aufwachsen, die von Frieden geprägt ist und in der Menschen unterschiedlicher Nationalität sich annähern und im Rahmen des Parlaments zusammenarbeiten. Die Europäische Union ist einmalig, es ist eine Institution, um die andere Staaten uns beneiden. Sicherlich muss Europa gerade mehr als eine Krise meistern, wie den Brexit (ich weiß, dass viele das Wort schon gar nicht mehr hören können), der Aufstieg populistischer Parteien oder die Streitigkeiten der Mitgliedsländer bei Themen wie beispielsweise Migration, was bei den meisten von euch bestimmt für Frust sorgt. In meinen Augen sind gerade das Gründe, wieso ihr euch unbedingt an der Wahl beteiligtet solltet. Zeigt mit eurer Stimme, dass ihr immer noch hinter dem europäischen Projekt steht und setzt euch so für eine europäische Zukunft ein, denn eine andere Zukunft möchte ich mir persönlich nicht ausmalen. Am Ende will sicherlich niemand auf die Vorteile verzichten, die Europa mitbringt, wie der gemeinsame Binnenmarkt oder die Möglichkeit sich komplett frei zu bewegen.
#5: Viele Probleme sind nur gemeinsam zu bewältigen:
Europa bedeutet aber auch auf politischer Ebene die Zusammenarbeit unterschiedlichster Staaten, die im Optimalfall an einem Strang ziehen und Lösungen für globale Probleme finden. Ich weiß, dass auch das aktuell nicht bei jedem Thema der Fall ist, trotzdem gibt es Dinge, die wir nur gemeinsam werden lösen können. Mit einer
neuen Zusammensetzung des Parlaments besteht auch die Chance, dass sich etwas bewegt und sich neue Mehrheiten bilden. Gesetze und Richtlinien bei denen man sich bisher nicht einigen konnte, können so vielleicht doch verabschiedet werden. Auch hier kommt es natürlich darauf an, welche Parteien letzten Endes sitze im Parlament erhalten und wie sehr diese an einer gemeinsamen Lösung globaler Probleme interessiert sind.
#6: Weil Wählen ein Privileg ist:
Dies ist ein Grund, den ich schon in meinem Beitrag zur
vergangenen Bundestagswahl genannt habe, doch er trifft auf jede Wahl zu.
Die Möglichkeit zu wählen ist und bleibt ein Privileg, das immer noch nicht jedem Menschen vergönnt ist, um das viele Menschen immer noch kämpfen, dafür auf die Straße gehen und es aktiv einfordern. Es ist aber auch ein Recht, für das in der Geschichte viele Menschen ihr Leben gelassen haben, damit wir es einmal besser haben. Gerade deshalb schmerzt es mich immer zu sehen, wie einige dieses Recht mit Füßen treten und ihnen sich des Privilegs überhaupt nicht bewusst sind. Eine freie Wahl ist keine Selbstverständlichkeit, sie sollte es sein, aber von dieser Realität sind wir noch weit entfernt. In diesem Sinne: Nutzt eure Stimme, nutzt euer Privileg, schmeißt es nicht weg.
Über den Look:
Collegejacke: H&M
Shirt: New Yorker
Hose, Schuhe: Tropics
Kette: Primark
Dürft ihr bei der Europawahl wählen?
Wie werdet ihr euch über die Programme informieren?
Was verbindet ihr mit Europa?
Richtig schöne Kolumne!
AntwortenLöschenIch möchte auch noch auf meinem Blog über die Europawahlen informieren, weil es einfach so wichtig ist zu wählen!
Alles Liebe
Dankeschön für dein liebes Kompliment Alina,
Löschenes freut mich sehr zu hören, dass du auch darüber posten willst. Finde das unglaublich wichtig, seine Stimme und Reichweite auch für solche Themen zu nutzen und gerade bei der Europawahl ist die Wahlbeteiligung so niedrig, da muss sich das was ändern.
Liebe Nicole,
AntwortenLöschenein sehr schöner Beitrag und ich hoffe sehr, dass du einige dazu ermuntern konntest an den Wahlen teilzunehmen. 48% sind wirklich nicht viel. Und das ist so schade, denn man bekommt schließlich sozusagen vor die Füße gelegt für die Zukunft mitzubestimmen.
Und ich teile deine Gedanken. Europa steht für mich auch für Frieden. Wenn man sich mal die anderen Teile der Welt anschaut, wird einem da schon manchmal anders.
Liebe Grüße und dir ein schönes Wochenende :-)
Anna von ANLH
Dankeschön für dein liebes Kompliment Anna,
Löschendas hoffe ich, selbst wenn nur eine Person daraufhin wählt, habe ich schon was erreicht ;). Ich finde das auch gerade deshalb schade, weil gerade bei der Europawahl jede Stimme zählt, dadurch das es ja keine Hürde gibt, dass eine Partei ins Parlament kommt. Die eigene Stimme kann damit für eine Partei und einen Abgeordneten einen Unterschied machen und man kann aktiv an Dingen die einen stören mitwirken.
Ja aktuell gibt es echt so viele Krisen, Auseinandersetzungen und anhaltende Kriege, manche davon fast schon vergessen, weil bei uns kaum darüber berichtet wird, aber das macht definitiv traurig und lässt einen nicht los.
Hallo Nicole,
AntwortenLöscheneine sehr gelungene Ausführung deiner Gedanken zur Wahl.
Auch ich werde Wählen gehen, da ich solch eine Wahl als meine Bürgerpflicht ansehe.
Menschen die nicht zur Wahl gehen und sich danach über alles beschweren, haben
eigentlich gar kein wirkliches Recht sich zu beschweren.
Ob wir, das Volk wirklich etwas ändern können steht in den Sternen - aber wir,
die zur Wahl gehen können mit gutem Gewissen sagen: Ich habe es versucht...
LG
Jürgen
Dankeschön für dein liebes Kompliment Jürgen.
LöschenDas freut mich zu hören, dass du auch wählen gehen wirst und dein Argument unterschreibe ich so. Wer sich beschwert, aber nicht mal gewählt hat, den kann ich da auch nur schwer ernst nehmen. Nur so kann man etwas ändern und für Europa gilt das ja noch mal viel mehr, als bei der Bundestagswahl mit 5%-Hürde, denn da fällt halt keine Stimme unter dem Tisch, was ja gerne mal das Argument von Nicht-Wählern ist.
Das liegt natürlich am Ende immer daran, ob die Parteien dann auch halten was sie versprechen. Man kann es nur hoffen, denn die kommenden Jahren sind in meinen Augen wichtig, da es unbedingt Innovationen und Reformen braucht, damit wir international in vielen Bereichen nicht den Anschluss verlieren.
Mit ein bisschen Verspätung findet auch mein Kommentar zu deinem Beitrag, den ich zwar vorher schon gelesen hatte, jetzt wollte ich dir aber noch sagen, wie gut ich es finde, dass du das Thema angesprochen hast, es ist ein wichtiges Thema und daher schön, dass du neben Serien auch Beiträge zu politischen Themen machst. Es sind auch wichtige Punkte, die du angesprochen hast. Jahre lang wurde dafür gekämpft, dass man wählen kann, besonders das Frauenwahlrecht ist noch nicht allzu lange her, daher sollte man dieses Previleg nutzen und eine Stimme gegen Rechts nutzen. Ich habe mich darüber gefreut, dass die Grüne ein so gutes Ergebnis hatte, gleichzeitig haben mich die über 25 Prozent im Osten, aber auch schon die 9 Prozent bei mir zu Hause schockiert. Ich hoffe, dass da irgendwie noch die Kurve kommen wird.
AntwortenLöschenAlles Liebe
Nadine
Dankeschön für das liebe Kompliment Nadine <3. Die Beiträge möchte ich mir auch wirklich beibehalten. Die gab es ja lange nicht, aber durch mein Studium kitzelt es mich schon oft in den Fingern zu Themen Stellung zu beziehen. Ja es ist echt erschreckend, dass die AfD im Osten sogar die stärkste Kraft ist. In meinen Augen ist jede Stimme für die Partei eine zu viel, egal wie das Ergebnis ausfällt. Für Europa heißt das nun, dass da eine Partei einzieht, die schon im Vorfeld angekündigt hat, die meisten Dinge zu blockieren.
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